Entwicklung bis zum jüngsten Tag

Als das Universum noch sehr jung und im Entstehen begriffen war, gab es nichts, außer dem Prinzip der Möglichkeit.
Menschliche Sinne wären nicht imstande gewesen, auch nur das Geringste wahrzunehmen. Aus Mög-lichkeit wurde Wahrscheinlichkeit. Das Nichts teilte sich in Positiv und Negativ, und es entstand das erste Bild der Welt. Es wurde Himmel und Erde, Licht und Schatten, Land und Wasser - und die Welt gebar Egeiz.
Das genetische Programm der geschlechtslosen Egeiz aber lautete: Bevölkere die Erde mit deinen Nachkommen!
Blind Ihrem Programm folgend, setzte sie junge Egeizen in die Welt und nährte diese mit ihrer Milch.
Das Tagewerk aller Egeizen bestand im Gebären, Fressen und Säugen.
So ging die Zeit dahin, die Zahl der jungen Egeizen wurde größer und größer. Von Mal zu Mal fiel es den erwachsenen Egeizen schwerer, auch nur die nötigste Nahrung zu sammeln, um ihre Jungen zu säugen. Schließlich waren sie überhaupt nicht mehr in der Lage Nahrung zu finden - sie starben.
Ihre Jungen saugten auch den letzten Tropfen Milch aus ihren Zitzen und starben ebenfalls.
Ohne Bedauern nahm das Universum den Vorgang zur Kenntnis; es lernte, es schuf eine neue Art.
Dem eigenen Beispiel von Positiv und Negativ folgend, gebar das Universum Mann und Frau und nannte die Spezies "Mensch". Das genetische Pro-gramm der Menschen lautete: Macht euch die Erde untertan.
Blind ihrem Programm folgend, vermehrte sich die Spezies Mensch entlang einer exponentionellen Wachstumskurve, trieb Raubbau an ihrer Umwelt und schädigte die Natur nachhaltig.
Schließlich starb die Natur. Die Menschheit folgte ihr bald darauf ins ewige Vergessen.
Ohne Bedauern nahm das Universum den Vorgang zur Kenntnis, es lernte, es schuf eine neue Art ...

Entwicklung bis zum jüngsten Tag - ©1984
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