Schattenjagd

Es war einmal ein kleiner Junge, der hatte nur einen einzigen Wunsch: Er wollte schneller laufen können, als irgendjemand sonst!

Seinen ganzen Ehrgeiz, sein ganzes Streben und Wollen richtete er auf dieses eine Ziel aus. Er trainierte täglich viele Stunden. Nach kurzer Zeit schon war er schneller als all seine Freunde. Nach ein paar Jahren war er nationaler Meister und wenig später wurde er Weltmeister.

Doch das genügte ihm nicht: er forderte den Wind heraus. Nach weiteren Jahren voller Anstrengung und Entbehrung gelang ihm auch dies erfolgreich, er war schneller als der Wind, schneller als es jemals ein Mensch war.

Doch auch das genügte ihm nicht. Nun wollte er schneller sein als sein Schatten. Längst war er in einen unhaltbaren Fanatismus verfallen, aber das merkte er nicht mehr. Und so trainierte er weiter, Tag um Tag und die halbe Nacht. Er gönnte sich keine Ruhepause mehr, bis er eines Tages das untrügliche Gefühl hatte, daß es heute klappen müßte! Er rannte, wie niemals vor ihm ein Lebewesen dieser Erde rannte - fast hatte er seinen Schatten eingeholt - er gab alles, was er hatte - greifbar nah war sein Ziel, als er tot zusammenbrach.

Er hatte seinen Schatten eingeholt.